Saatgut als Kultur- und Gemeingut

Regionale Nutzpflanzenvielfalt: Saatgut in BürgerhandSaatgut und regionale Nutzpflanzenvielfalt war über Jahrtausende Gemeingut und damit allen potenziellen Nutzern frei zugänglich. In der Natur sind alle Menschen auf die grundlegenden Ressourcen (Wasser, Luft, Wälder, Boden und Artenvielfalt ) und die damit verbunden Prozesse angewiesen. Jeder Mensch hat einen Anspruch auf Teilhabe an diesen Natur- bzw. Gemeingütern. Dieses gilt auch für Saatgut.

Das Model der Sammlung der regionalen Nutzpflanzenvielfalt und der Überführung in eine dauerhafte Erhaltungskultur unter Bürgerbeteiligung eignet sich nicht nur für die Gemeinde Salem und den Bodenseekreis, sondern auch für andere Gemeinden oder Regionen. Wir wollen daher in der Zukunft auch andere Gemeinden bei dem Aufbau von Gemeindegärten unterstützen. Ein Netzwerk von Gemeindegärten, die die jeweils regionale Nutzpflanzenvielfalt erhalten und regionales Saatgut produzieren, bildet die Grundlage für Ernährungssouveränität.

Innerhalb der Zivilgesellschaft haben sich in den letzten Jahren verschiedene Initiativen gebildet, um Modelle zu entwickeln, Saatgut wieder als Gemeingut zu etablieren. Die Zielsetzung ist die Bildung einer Gemeingutdomäne, innerhalb derer Saatgut frei verwendet werden kann. Die Open Source Seed Initiative in den USA arbeitet mit einem Versprechen („plegde“), bei dem die Empfänger des Saatguts „versprechen“, das Saatgut ebenso bedingungslos und frei weiter zu geben wie sie es erhalten haben. Einen anderen Ansatz wählt die Arbeitsgruppe „Open-Source für Saatgut“. Sie schlägt einen Lizenzvertrag vor, der sich an Prinzipien des Urheberrechts orientiert und auf dem Copyleft-Prinzip basiert. Ein Prinzip, welches man aus dem Bereich der freien Software kennt.

Die Initiative Saatgutbildung e.V.  hat sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt, um zu klären, wie weiter mit dem im Samengarten Salem erzeugten Saatgut umzugehen ist. Grundsätzlich wird das Saatgut, welches wir im Rahmen der Saatgutbörse abgeben, als Gemeingut betrachtet. Das Saatgut wird daher zusammen mit dem Versprechen abgeben, dass das Saatgut vom Empfänger nicht privatisiert und die Nutzung nicht eingeschränkt wird. Die Ausgestaltung dieses Versprechens orientiert sich an der Open Source Seed Initiative.

Saatgutversprechen:

“Saatgut ist Gemeingut. Sie haben die Freiheit, dieses Saatgut so zu verwenden, wie Sie möchten. Im Gegenzug versprechen Sie uns, dieses Saatgut und Pflanzenmaterial nicht gentechnisch zu verändern, die Verwendung nicht durch Sortenschutz oder andere geistige Eigentumsrechte einzuschränken und dieses Versprechen bei jeder Weitergabe des Saat- oder Pflanzguts beizufügen.”